Maren Kroymann über Inge Meysel in "Wir Berliner!"

Soeben ist das Buch "Wir Berliner! Prominente über Prominente. 33 x Bewunderung, Staunen, heimliche Liebe" erschienen. Maren Kroymann ist daran mit einem Beitrag über Inge Meysel beteiligt: "Fast Tochter und fast Mutter - MAREN KROYMANN über INGE MEYSEL - Vorhang auf oder Die apodiktische Frau"

Leseprobe: "Auch an (Inge Meysel) kann man dieses Apodiktische feststellen, das in selbstverständlicher Weise keinen Widerspruch duldet, ungefähr so: »Es ist ganz klar, dass das, was ich sage, richtig ist.« Bei aller Entschiedenheit würde ich das nicht als dampfwalzenartig bezeichnen, das fände ich in diesem Zusammenhang zu uncharmant und zu eindimensional. Und es gibt schließlich Gefährte, die mehr Fähigkeiten haben als die, jemanden zu überrollen. Überrollen heißt ja, den anderen absichtsvoll und ganz und gar niederzumachen, während das Apodiktische einfach heißt, sich hinzustellen, sich zu äußern und dem jeweiligen Gegenüber – mit Autorität, ohne autoritär zu sein – die Möglichkeit einzuräumen, damit zu tun, was immer sie oder er will: Eventuell auch mit einer Gegenapodiktik zu opponieren. Mit dieser Entschlossenheit, Geradlinigkeit und Wahrhaftigkeit wurde Inge Meysel in ihren Rollen zur Mutter respektive der Großmutter der Nation (Etiketten, gegen die sie sich immer gewehrt hatte). Im neuen Fach der Fernsehserien prägte sie das Musterbild der Serienmutter als selbstbewusste, integre, beherzte, im Grunde emanzipierte Frau – mit Eigenschaften also, in der sich die Kriegsgeneration wiederfand. Solche Frauen, die ihre Angelegenheiten in die Hand nahmen und selbst regeln konnten, die ihre Kinder ohne Männer durchgebracht und großgezogen hatten, kannte dieses Land – und schätzte sie".

hrsg. v. Irene Bazinger und Peter Raue, Quadriga Verlag Berlin 2014, 19,99 Euro; Info

 

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